Kundalini

Kundalini – was ist das genau?

Lord Shiva Statue -
Shiva mit der Schlange, die Kundalini-Shakti symbolisiert.

Kundalini ist die göttliche Kraft. Sie ist das, was in der christlichen Lehre als „Heiliger Geist“ bezeichnet wird und in der Chinesischen als „Chi“.

Kundalini ist ein anderer Name für „Shakti„. Und Shakti ist die aktive Kraft des höchsten Bewusstseins. Sie erschafft die Welt und jedes einzelne Wesen „aus sich selbst heraus“, d.h. sie wird zu dem, was sie erschafft.

Das ist eine überaus bedeutende Aussage, denn damit ist gesagt, dass jeder von uns aus Shakti heraus entstanden ist , bzw. dass Shakti zu dem geworden ist, was wir als „ich bin“ erfahren. Führen wir den Gedanken weiter, so heißt das, jeder von uns ist nichts anderes als diese wunderbare, überaus köstliche, göttliche Kraft.

 

 

Wie kommt es dann, dass wir davon nicht Wissen?

Das mag eine Geschichte aus der indischen Mythologie verdeutlichen:

In vollkommener Stille meditiert Gott Shiva in der kristallklaren Luft auf dem Berge
Kailasa
. Seine Gemahlin, die Göttin Parvati(Shakti) kommt auf Zehenspitzen heran und hält im neckischen Spiel Shivas Auge in der Mitte seiner Stirn zu. Dadurch wird die Welt in tiefe Dunkelheit getaucht. Sie nimmt die Hände weg und die Welt erwacht wieder zum Licht. Sie sieht ihn an und lächelt.

Shiva, die Verkörperung des reinen stillen Bewusstseins und Shakti die aktive Kraft der Verwandlung, die das Licht der höchsten Wahrheit verbirgt und enthüllt, in einem nie endenden Versteckspiel.

Somit hat Shakti einen verbergenden und einen enthüllenden Aspekt.

Wenn Kundalini-Shakti vom Berg Kailasa herabsteigt, enthüllt sie die Welt und verbirgt gleichzeitig die Wirklichkeit.

Im Menschen entwickelt Kundalini-Shakti Seele, Geist und Körper von oben nach unten  – vom Kopf beginnend bis zum Steiß. Am Ende der Schöpfungskette kommt sie am untersten Ende der Wirbelsäule zur Ruhe.

Die Kundalini-Shakti ruht – in schlafendem Zustand – im Mūlādhāra-Chakra. Sie ist in dreieinhalb Kreisen um das Svayambhu-Lingam (symbolische Darstellung Shivas) geschlungen. Mit ihrem Mund bedeckt sie den Eingang zur Sushumna-Nadi, und hält damit die erfahrbare Welt in der Erscheinung.

Wird die Kundalini erweckt, beginnt sie ihren läuternden Aufstieg durch die Sushumnā. Sie durchstößt die unteren sechs Chakras und befreit alle Nadis von den gespeicherten Eindrücken (Samskaras), die die Erfahrung des Höchsten Selbst verhindern.

Durch die Zerstörung der Samskaras beginnt im Körper und in den Sinnen ein Umbauprozess. Geist und Gefühle erfahren eine Umformung und Erweiterung.

Diese Umbauprozesse sind oft mit Kriyas verbunden. Kriyās sind physische, geistige oder emotionale Bewegungen oder Aktivitäten, die spontan auftreten und den läuternden Prozess begleiten.

Wenn die Kundalini aufsteigt, werden 3 subtile Zentren aktiviert:

1. Die im Mūlādhāra -Chakra erweckte Kundalini ist auf Klärung des grobstofflichen Körpers ausgerichtet und wird als Prānà -Kundalini bezeichnet.

2. Wenn Prānà-Kundalini das Anahata-Chakra erreicht, verschmilzt sie mit Chit-Kundalin, die den subtilen Körper klärt.
Daraufhin hört der Suchende innere Klänge und hat Visionen von inneren Welten.

3. Wenn Chit-Kundalini zum Sahasrara aufsteigt, verschmilzt sie mit Parā Kundalini und der Suchende erfährt reines Wissen.

Wenn Kundalini-Shakti herabsteigt verdunkelt sie das Bewusstsein – auf  ihren Weg nach oben erhellt sie und enthüllt letztlich unser eigenes wahres Selbst.

Was für ein grandioses Spiel: Eine unübertreffliche Dramaturgie, die uns für den Ausgang bangen lässt, führt letztlich in einem glorreichen Siegeszug in die strahlende Herrlichkeit des Selbst.

Ich verneige mich vor Shri Kula Kundalini.

 

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